Influencer Marketing für Premium-Marken: Experten-Tipps von Cover PR-Gründerin Anne Höweler
Es gibt viele Aspekte im Lebenslauf von Anne Höweler, die sie eindeutig in einer neuen, offenen und flexiblen Arbeitswelt verorten. Besonders vielsagend ist allerdings ihr Wohnort und der Hauptsitz ihrer Firma. Die Gründerin der international agierenden Agentur Cover PR lebt und arbeitet weder in München noch in Düsseldorf, Köln oder Berlin, sondern im beschaulichen Landsberg am Lech. Der Schwerpunkt abseits der großen deutschen Agenturstandorte und fern der globalen Mode-Achsen zeigt einerseits, dass Arbeit heutzutage überall dort stattfindet, wo Internet ist. Andererseits lässt die Location auch erahnen, dass Cover PR keine kalkulierte Gründung mit Vision für die große Zukunft des Influencer Marketings war.
Von der Bloggerin zur Influencer-Marketing-Expertin
Höweler selbst beschreibt, wie sie eher zufällig von der Bloggerin zur Vermarkterin wurde:
„Als ich die Agentur – damals zu Hause im Arbeitszimmer – gegründet habe, war mir noch gar nicht bewusst, dass das Thema Influencer Marketing irgendwann mal eine derart große Rolle spielen könnte. Ich habe damals selbst ein Online-Magazin geschrieben, und die Idee mit der Agentur ist eher aus der Leidenschaft heraus entstanden, zu kommunizieren, zu beraten und zu networken.“
Anfangs spezialisierte Höweler sich auf Blogger Relations und unterstützte damit Kolleginnen auf Augenhöhe. Influencer Marketing war bei der Gründung von Cover PR vor gerade einmal vier Jahren kaum ein Thema, doch Höweler erkannte die Zeichen der Zeit und verlagerte den Fokus der Agentur nach und nach. Heute betreut sie mehrere Dutzend Influencer, darunter einige der reichweitenstärksten deutschen Blogger, Instagram- und Snapchat-Stars.
Beim Luxury Business Day nimmt Anne Höweler an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Chancen und Grenzen des Influencer Marketings“ teil. Im Interview verrät sie uns, wie Premium-Marken damit ihre Zielgruppen erreichen können und was den Erfolg einer Kampagne ausmacht.
Influencer Marketing erreicht (nicht nur) Millennials und Gen Z
„Junge Menschen bewegen sich viele Stunden am Tag in sozialen Netzwerken. Es geht immer stärker darum, Momente mit dem Smartphone festzuhalten und diese zu teilen oder eben zu beobachten, was andere im Moment tun. So nehmen sie täglich am Leben des Influencers teil. Der Influencer lädt die Produkte, die er zeigt, mit seinem Lifestyle emotional auf und bietet ihnen über diese Produkte hinaus einen Zugang zu seinem Lifestyle.
Auch bei erwachseneren Zielgruppen kann man einen Zuwachs an Followern beobachten. Wir wissen durch unsere Arbeit, dass Influencer Marketing sehr wohl auch bei einer erwachsenen und kaufkräftigen Zielgruppe funktioniert. Hier ist nicht die Anzahl der Follower entscheidend, sondern die Qualität der Follower, das Standing und Image eines Influencers. Was für Marken besonders interessant sein dürfte: Hier lassen sich Leser nicht nur inspirieren, welche Lippenstiftfarbe sie kaufen, sondern auch wie sie sich einrichten, wohin sie reisen und in welches Luxus-Accessoire sie investieren. Was man nicht vergessen darf: Um online etwas nachzukaufen, braucht man meist eine eigene Kreditkarte und ein eigenes Einkommen.“
Ziele fürs Influencer Marketing definieren
„Vor allem ist wichtig, sich als Marke die Frage zu stellen, welche Zielgruppe genau ich erreichen möchte. Bei einem starken Markenimage muss ein Unternehmen besonders vorsichtig sein, denn es möchte ja die Bestandskunden nicht verlieren, sondern im besten Fall neue Kunden hinzugewinnen. Was für die eine Marke absolut sinnvoll sein kann, kann für eine andere eine Fehlinvestition sein – im schlimmsten Fall sogar ein Image-Einbruch.“
Authentizität macht Influencer Marketing so wertvoll
„Die meisten Influencer arbeiten heute mit Marken zusammen, die sie lieben und die sie sich eben bis vor ein paar Monaten noch selbst gekauft haben. Sie überlegen sich sehr genau, ob eine Marke oder ein Produkt zu ihnen passt. Fast jeder Influencer ist sich sehr bewusst, dass er seinen Erfolg seinen Lesern und Followern zu verdanken hat und zu diesen auch ehrlich sein muss. Ich spreche nicht für alle, aber für so gut wie alle großen Influencer in Deutschland, mit denen ich schon seit vielen Jahren arbeite.“
Dem Influencer erlauben, seine eigene Geschichte zu erzählen
„Nichts ist schlimmer als ein streng vorgegebenes Konzept zu Content und Story, das dann fast identisch von verschiedenen Influencern umgesetzt wird. Vertrauen ist hier ganz wichtig, denn mit einer freien Umsetzung entstehen die schönsten Geschichten.“
Followerzahlen sind sekundär
„Man sollte sich als Marke immer sehr genau überlegen, wer den perfekten Markenfit hat – und das unabhängig von der Zahl der Follower. Es ist nicht entscheidend, wie viele Follower ein Influencer hat. Es ist entscheidend, wen er tatsächlich erreicht, woher die Follower kommen und ob diese zur Marke passen und sich diese auch leisten können. Hier sollte man auf geringe Streuverluste achten. Das heißt, bei der Zusammenarbeit mit mehreren Influencern unter Umständen auch weiterzudenken und mit Influencern zu arbeiten, die möglichst wenig Überschneidungen in der Followerschaft haben.“
Datum: 05.06.2017
Verfolgen Sie den Meinungsaustausch zwischen Anne Höweler und anderen Branchen-Insidern bei der Podiumsdiskussion zum Thema Chancen und Grenzen des Influencer Marketings.