Die neue Seidenstraße: Gute Chancen für deutsche Premium-Unternehmen

900 Milliarden Euro investiert China in die alte Handelsverbindung für eine neue Seidenstraße. Nicht nur die Baubranche profitiert, auch Konsumartikelhersteller und Premium-Unternehmen können im großen Stil profitieren. Mehr im Interview mit Experte Prof. Gabriel J. Felbermayr.

Ein Hauch von Mystik: Die alte Seidenstraße

Die älteste Handelsverbindung der Welt ist die antike Seidenstraße. In diesem Begriff schlummert ein Hauch von Mystik mit jahrhundertelanger Weltgeschichte. Über Monate hinweg transportierten Kamel-Karawanen vor allem kostbare Seide, seltene Gewürze und edle asiatische Teesorten von China nach Europa.

Handelswege in China

Jahrhundertprojekt: Die neue Seidenstraße

Die neue Seidenstraße ist ein gigantisches Projekt, ein Jahrhundertwerk, in das China über 900 Milliarden Euro investiert. Mit der „One-Belt-One-Road-Initiative“, die der chinesische Staatspräsident Xi Jinping initiiert, werden die Handelswege entlang der legendären Seidenstraße im großen Stil ausgebaut. Das Ziel: schnellere Transportwege für den Im- und Export. Bereits 60 Länder, natürlich auch Deutschland, sind an die neue Route angeschlossen. Der Bau von Trassen, Eisenbahnlinien und Wirtschaftskorridoren schreitet in gewaltigem Ausmaß voran und kurbelt die Wirtschaft an. Nicht nur die inländische Baubranche kann vom wirtschaftlichen Aufschwung im Rahmen der Seidenstraße profitieren, auch der Konsumartikelmarkt. Deutsche Premium-Unternehmen sollten hier hellhörig werden.

Prof. Gabriel J. Felbermayr, Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft in München

Chance für deutsche Unternehmen

Prof. Gabriel J. Felbermayr, Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft in München und Experte für Themen an der neuen Seidenstraße, sprach mit uns über die Entwicklungen im chinesischen Konsumartikelmarkt und die Herausforderungen an deutsche Premium-Unternehmen.

Wie hat sich Chinas wirtschaftliche Situation in den letzten Jahren entwickelt?

Das chinesische Wachstum war in den letzten Jahrzehnten von Investitionen in Fabriken, Maschinen und Infrastruktur getrieben. Diese Phase kommt langsam zum Ende. China ist nun ein Land mit mittlerem Einkommen, und wild entschlossen, nicht in der „middle income trap“ gefangen zu bleiben. Das geht nur, wenn die neuen Wachstumsimpulse von der Konsumentennachfrage kommen.

Wie kann die Konsumentennachfrage denn steigen?

Die politische Stabilität Chinas setzt eine zufriedene Mittelschicht voraus. Dort werden die Einkommen weiter steigen, und damit die Nachfrage nach europäischen Konsumprodukten.

Was bedeutet das für die deutsche Luxusgüter-Industrie?

Ausländische Konsumartikel, vor allem aus Europa und insbesondere aus Deutschland, haben in China einen hervorragenden Ruf. Sie gelten als qualitativ hochwertig und sicher. Der chinesische Milliardenmarkt bietet hier also riesige und weiter wachsende Chancen.

Welchen Rat geben Sie deutschen Premium-Unternehmen mit auf den Weg?

Die Konsumartikelhersteller sollten sich auf die Besonderheiten des chinesischen Marktes einstellen. Dazu gehört auch, dass es in jedem Produkt rasch Nachahmer gibt, und der Wettbewerbsdruck groß ist. Allerdings bietet die schiere Größe Chinas Chancen wie kaum ein anderer Markt auf der Welt.

Autorin: Constanze Willemeit

Fotos:istock, shutterstock // Datum: 27.6.2018