Social Influencerin Jill Asemotas Weg zum Digital Fashion Entrepreneur

Fiona Brutscher schreibt als Redakteurin über Reise, Mode, Design und Kultur. Für sie ist wahrer Luxus immer auch nachhaltig.

Jill Asemotas Biografie liest sich wie der Lebenslauf-Wunschzettel der digital konditionierten Generation Z. Die Deutsch-Nigerianerin bezeichnet sich selbst als Digital Fashion Entrepreneur. Konkret bedeutet das, dass sie sich bereits am Aufbau eines Modelabels versucht hat und heute zusätzlich zu ihrer Arbeit als Model Kompetenzen als Style-Beraterin, Fashion-Bloggerin und Influencerin aufgebaut hat. Neben ihren eigenen Kanälen Blog, Instagram und Facebook betreibt sie den Sportmode-Blog Styleball. Beim Luxury Business Day 2017 nahm sie an einer Podiumsdiskussion zum Thema Chancen und Grenzen des Influencer Marketings teil. Im Interview erzählt sie vom eigenen Weg zur Karriere als Influencer.

Der Themenschwerpunkt des Luxury Business Day 2017 lag bei Millennials und der Generation Z. Fühlen Sie sich einer Generation zugehörig?

Ich gehöre alleine schon wegen meines Geburtsjahres zu den Millennials, vor allem kenne ich die Zielgruppe aber, weil mein Beruf mit dem Internet zu tun hat. Als Fashion-Bloggerin bin ich ständig online. Technologie, Internet und Smartphones haben mich schon immer interessiert. Ich erinnere mich an meinen ersten Computer – einen großen, bunten Apple Macintosh –, an mein erstes Smartphone – noch vor dem ersten iPhone ein Nokia Communicator – und daran, wie ich mit 14 Jahren das erste Mal im Internet gechattet habe.

Wann haben Sie zuerst das Profi-Potenzial entdeckt, das in privaten Blogs und Social-Media-Accounts steckt?

Ich war früher auf MySpace aktiv und gründete auf der Social-Media-Plattform StudiVZ eine Gruppe namens „I love ASOS“, die dem Online-Shop gewidmet war. Ich sah, wie schnell die Gruppe wuchs und wie aktiv die Mitglieder in der Gruppe kommunizierten, hatte aber keinen Business-Gedanken dahinter. Den Aha-Moment hatte ich, als ich realisierte, dass Bloggerin Chiara Ferragni gemeinsam mit ihrem damaligen Freund ihren Blog „The Blonde Salad“ in ein Business verwandelte. Inspiriert davon, habe ich meinen eigenen Fashion-Blog gestartet. Als die ersten Brands auf mich zukamen und nach Kooperationen fragten, merkte ich: Das ist ein ernst zu nehmendes Berufsfeld.

Social Influencerin und Digital Fashion Entrepreneur Jill Asemota
Social Influencerin und Digital Fashion Entrepreneur Jill Asemota

Waren Blog und Social Media von Anfang an Teile Ihres Businessplans oder nur Privatvergnügen?

Facebook und Instagram habe ich zu Beginn privat genutzt. Mein Facebook-Profil nutze ich weiterhin auch privat und für das Business gibt es eine öffentliche Seite. Instagram ist mein wichtigster und stärkster Channel und es fließt viel Zeit in die Produktion von Content. Privatvergnügen heißt bei mir mittlerweile, nicht online sein und ohne Internet abschalten.

Ist Experimentierfreude ein wichtiger Erfolgsfaktor in den neuen Medien?

Unbedingt! Mit den digitalen Medien entstehen innovative Business-Ideen, von denen man vorher nicht wissen kann, ob sie erfolgreich werden. Es gibt kein Proof of Concept. Trial and error ist also unerlässlich und wer erfolgreich werden will, muss etwas wagen. Ich kenne keinen Entrepreneur, der nicht mehrere Startversuche hatte, bevor er erfolgreich wurde.

Ich habe mit 23 Jahren mein erstes Business gegründet, das Modelabel „Chaya“. Das Label ist nicht so gelaufen, wie ich mir es vorgestellt habe, und hier habe ich viel Lehrgeld bezahlt, aber die Erfahrung hat mir geholfen, Expertin im Mode- und Style-Bereich zu werden.

Social Influencerin Jill Asemota bei einem Rimowa-Event
Jill Asemota bei einem Rimowa-Event

Die Grenzen zwischen Promi–Influencer–Model sind oft fließend. Was ist Ihre eigene Berufsbezeichnung?

Da ich in unterschiedlichen Bereichen tätig bin, ist eine genaue Berufsbezeichnung tatsächlich schwierig. Ich bezeichne mich gerne als Digital Fashion Entrepreneur. In den Begriff kann man zwar eine Menge hineininterpretieren, aber das sage ich lieber, als Berufsbezeichnungen wie Fashion-Bloggerin, Influencerin, Style-Beraterin und Model aufzuzählen.

Millennials haben oft nicht nur einen Job. Die Arbeitsbereiche gehen ineinander über. Als Bloggerin bin ich zeitgleich Model, weil ich professionelle Fotos von mir machen lasse, Stylistin, weil ich die Kleider für die Bilder zusammenstelle, und Fotografin, weil ich ständig selbst für meinen Blog Fotos schieße und bearbeite. Als Bloggerin mache ich mir dann Gedanken über das Storytelling, schreibe einen Text und stelle das Ganze online.

Sport und Mode rücken immer näher zusammen. Geht der Trend weiter in diese Richtung?

Absolut. Der „Healthy Living“-Trend spielt auf Social Media eine immense Rolle. Noch nie war ein gesunder Lebensstil den Menschen so wichtig wie heute. In den sozialen Medien sind nach Mode die Themenbereiche Fitness und Food am stärksten vertreten. Ein großer Mode-Trend ist aktuell auch Athleisure. Das ist sportliche, bequeme Alltagskleidung mit Design-Anspruch. Athleisure passt perfekt zum aktuellen Zeitgeist und Lebensgefühl. „Overstyled“ ist out, „downstyled“ und relaxed ist in, Dresscodes verlieren an Bedeutung. Die Leute wollen bequeme, qualitativ hochwertige Mode, die möglichst funktionell, zeitgleich aber stylish und trendy ist. Genau in diese Richtung wird der Trend weiterhin gehen.

Lässt Athleisure sich als beständiges Segment in der Luxus-Mode ausbauen?

Athleisure ist nicht nur ein Trend, sondern ein Lifestyle. Es gibt mittlerweile viele junge Labels, die nur Athleisure-Kleidung anbieten. Aber auch Designer-Labels wie beispielsweise Vetements setzen auf den Athleisure-Trend. Oversized Hoodies, Sweatshirts und Trackpants waren noch nie so cool wie jetzt. Die Grenzen in den Mode-Segmenten verwischen. Designs, Materialien und Schnitte, die man normalerweise nur an Kleidung auf dem Runway sieht, werden jetzt auch für sportliche Klamotten verwendet. Besonders im Trend liegen auch Kooperationen von High-Fashion-Designern und Streetwear- oder Sportswear-Marken.

Jill Asemota als Beauty-DJ bei YSL
Jill Asemota als Beauty-DJ bei YSL

Wie erleben Sie die Generation Z in den sozialen Medien?

Der Generation Z ist es wichtig, in der virtuellen Welt perfekt rüberzukommen. Das Problem: Reale Werte und echte Freundschaften gehen dadurch verloren. Junge Menschen sind zu sehr damit beschäftigt, im Internet ein perfektes Leben darzustellen, und messen dem Ganzen den höchsten Stellenwert bei. Das „perfekte“ Selfie und die Betreuung eines Instagram-Channels nehmen sehr viel Zeit in Anspruch. Zeit, die nicht dem realen Leben, sozialen Aktivitäten oder echten Freundschaften gewidmet wird. Das wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Generation Z aus und ich sehe diesen Trend als bedenklich. Eltern, Lehrer und Pädagogen sollten hier Grenzen setzen und erziehen.

Soziale Medien, vor allem Instagram und Snapchat, bedienen sich der Eitelkeit der Menschen, was besonders unter jungen Mädchen einen großen Druck ausübt. Ich liebe Social Media, weil es mich inspiriert und mir weiterhilft. Man muss aber lernen, es richtig für sich zu nutzen.

Datum: 29.06.2017

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